Stadträte gehen von schmalerem Weg aus, als das Bezirksamt plant …

Umwelt- und Verkehrsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) erläutert auf die Einwohneranfrage nach der 8m breiten, eingezäunten Wegschneise in der 5. Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf „Die Pläne sähen bei Weitem nicht so massiv aus und baulich so intensiv angelegt“ und spricht von einer „Fehlinformation“ .

Quelle: https://youtu.be/PfSR4i8bRSs Minute 25:30

Fabian Schmitz-Grethlein – Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung – twitterte „es handelt sich um einen Weg von 2,5 Metern Breite, überwiegend auf bestehenden Wegen“

https://twitter.com/fabianschmitz/status/1498780411530465281?cxt=HHwWgsCymf213swpAAAA

Die vom Bezirksamt im Januar durch das Planungsbüro HVB vorgestellte Entwurfsplanung sieht da anderes vor – Was stimmt denn nun?

Querprofil Skizze

Faktencheck – Östliche Zuwegung S-Bahnhof Westkreuz:

 Die östliche Zuwegung zum Westkreuz wird als großer Wegevorteil für die Anwohner von Rönne- und Dernburgstraße im Norden und von der Ringbahnstraße und Heilbronnerstraße im Süden bezeichnet.

Welche Häuser aber tatsächlich einen Wegevorteil haben wird in der angefügten Grafik deutlich:

Die Grundlage dazu ist die Karte mit den Wegestrecken, die beim 2.Workshop, dem World – Cafe, als Fakten vom Büro Fugmann Janotta und Umweltamt ausgehängt war. Nicht ganz offensichtlich hervorgehoben, muss man feststellen, dass man von Norden 392 m (dunkel grüne Linie) und von Süden erst einmal mindestens 401 m (gelbe Linie) durch unbewohntes Gebiet gehen müsste, um vom Straßenland den S-Bahnhof Westkreuz zu erreichen

Im Süden längere Wege

Betrachtet man nun die Entfernungen zu den bereits erschlossenen S-Bahnhöfen, stellt man fest, dass im Süden der S-Bahnhof Halensee nur 317m vom Beginn der südlichen Zuwegung entfernt ist! Demnach wäre es ein Wegenachteil von hier zum Westkreuz zu laufen, denn die Strecke dorthin istmindestens 401m lang. Wenn das Baubudget für eine neue Fußgängerbrücke von der Ringbahnstraße über die S-Bahn Tangente nicht reicht, wäre der Weg zum Westkreuz sogar 509 m lang.

Das heißt: Von Süden ergibt sich für Jede und Jeden Anwohner selbst direkt vom Zugang -z.B. Lützenstraße 8- ein Wegenachteil wenn er zum Westkreuz ginge, von mindestens 84 m bzw. ohne neue Brücke sogar 192m mehr, gegenüber dem nahe gelegenen S-Bahnhof Halensee. Wer würde diese Strecke zusätzlich gehen?

Im Norden nur 68 Häuser mit Wegevorteil

Im Norden stellt es sich ein wenig anders dar: Unter Berücksichtigung von 392m Weg vom Ende der Rönnestraße bis zum S-Bahnhof Westkreuz, ergeben sich die grünen Umkreise um die S-Bahnhöfe Messe Nord und Charlottenburg mit einem Radius von 392m. Mit den Pfeilen sind die Straßenteile markiert deren Weg kürzer nach Westkreuz ist (roter Pfeil) und deren Weg kürzer zu einem der anderen beiden S-Bahnhöfe kürzer ist (blauer Pfeil). Daraus ergibt sich eine rot umrandete und rosa hinterlegte Fläche von 0,074km², die das Einzugsgebiet für den Bahnhof Westkreuz darstellt – das Gebiet umfasst ca. 68 Häuser.

Planung für 3330 Einwohner

Somit kann man zusammenfassen, dass für die nördliche und südliche Zuwegung insgesamt nur ca. 68 Häuser einen Wegevorteil zur S-Bahn über den S-Bahnhof Westkreuz hätten. Bricht man dies auf die Fläche von 0,074 km² herunter und setzt man die Einwohnerdichte von ca. 450 Einwohner / ha (Umweltatlas 2016) hoch an, ergeben sich mit 7,4 ha insgesamt 3.330 Einwohner die einen Wegevorteil hätten.

Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass der nördliche Teil zusätzlich noch durch Buslinien auf der Kantstraße erschlossen ist, die nur 100 m – 200m entfernt liegen und einen Weg zum Westkreuz von 600 m – 700 m uninteressant machen.

Zahlen vs. Prognose

Das Bezirksamt beruft sich für die Herstellung des östlichen Zugangs des Westkreuzes auf eine Prognose von 5.000 Einsteigern und 5.000 Aussteigern pro Tag.

Somit müssten alle 3330 Einwohner (inklusive Säugling bis Rentner, Rad- und Autofahrende) der oben genannten Fläche 1,5 mal am Tag Abfahren und Ankommen, um diese Zahl zu erreichen. Oder aus anderen Bereichen müssten Personen den Umweg zum Westkreuz in Kauf nehmen.

Eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV und neue Fahrgäste durch die geplante Erreichbarkeit des Westkreuzes, lassen sich mit den längeren Wegen wohl nicht erreichen.